Eine Legende hautnah erleben
1968 stieg Stevie Nicks in Kalifornien in Lindsey Buckinghams Band Fritz ein. Die Gruppe gewann schnell an Bekanntheit in der Musikszene der Westküste und trat unter anderem als Vorgruppe für Legenden wie Jimi Hendrix, Janis Joplin und Creedence Clearwater Revival auf. 1972 löste sich die Band auf, doch Nicks ließ sich nicht entmutigen. 1973 nahm sie zusammen mit ihrem damaligen Lebenspartner Buckingham unter dem Titel Buckingham Nicks ein gemeinsames Album auf. Obwohl das Album kein großer Erfolg wurde, erregte es die Aufmerksamkeit von Mick Fleetwood. Der Rest, wie man sagt, ist Geschichte…
Heute soll es endlich so weit sein: Stevie Nicks spielt eines ihrer wenigen, aber umso legendäreren Konzerte. Der Ziggo Dome in Amsterdam, mit einer Kapazität von 17.000 Plätzen, eignet sich hervorragend dafür. Er ist gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen und bietet mit 25.000 Parkplätzen (auch durch die angrenzende Johan Cruyff Arena) genug Platz für alle, die mit dem Auto anreisen. Das Konzert ist restlos ausverkauft.
Das Konzert ist als Sitzplatzveranstaltung angesetzt, es wurden keine Stehplätze angeboten. Wir hatten Glück und ergatterten im Vorverkauf zwei Tickets in der ersten Reihe, rechts von der Bühne. Am Merchandise-Stand konnte man für 40 Euro eines von vier verschiedenen Tourshirts oder einen Hoodie für 70 Euro erwerben. Wer lieber eine Lithografie wollte, konnte diese ebenfalls für 40 Euro bekommen.
Um 20:20 Uhr betrat die Rock and Roll Queen die Bühne, begleitet von einer mehrköpfigen Band. Mit dem Intro „Runnin‘ Down A Dream“ nahmen alle Musiker ihre Plätze ein, während Nicks ihr Mikrofon in der Mitte der Bühne ansteuerte. Die Show begann mit „Outside the Rain“ — eine wunderschöne Ballade, die den perfekten Einstieg für den unvergesslichen Abend bot.
Die erste große Überraschung ließ nicht lange auf sich warten: „Dreams“, einer der größten Hits von Fleetwood Mac, erklang. Zum ersten Mal sprang das sitzende Publikum auf und tanzte zu diesem Meisterwerk. Stevie Nicks bedankte sich herzlich: „Just feel free to dance, my friends. Dance and enjoy the music like us!“
Nach „If Anyone Falls“ kam der nächste Hit: „Stop Draggin’ My Heart Around“, ein Duett mit Tom Petty, das im Juli 1981 auf Nicks’ erstem Soloalbum Bella Donna erschien. Wieder stand das Publikum auf, sang mit und tanzte begeistert zu diesem zeitlosen Klassiker. Anschließend folgte ein Cover von Dusty Springfields „For What It’s Worth“, ein Song, der auch heute noch regelmäßig im Radio gespielt wird. Mit „Gypsy“ dargeboten, holte sich Nicks ein weiteres Stück von Fleetwood Mac auf die Bühne. Hinter den Kulissen hatte sie sich dafür umgezogen, und ihr markantes, großes, buntes Tuch — bekannt aus dem Bauchtanz — kam zum Einsatz. Sie tanzte über die Bühne und forderte das Publikum auf, es ihr gleichzutun. Viele folgten ihrer Einladung und bewegten sich im Takt der Musik.
Natürlich wurden auch Songs wie „Bella Donna“ und „Stand Back“ gespielt, die die Setliste perfekt abrundeten. Die tief empfundene Verbundenheit zu ihrem verstorbenen Freund Tom Petty war deutlich spürbar. Das Intro des Konzerts stammte von ihm, und Nicks sprach auf der Bühne liebevoll über ihre gemeinsamen Auftritte und das Songwriting, das sie verband. Sie coverte einen Evergreen von Petty: „Free Fallin’“. Dabei erklärte sie dem Publikum, was Tom Petty so besonders machte: „He was just a good soul, a true gentleman, a friend of mine, and a really great musician.“
Bis zu diesem Zeitpunkt hatte Nicks mit ihrer Band bereits gut 100 Minuten gespielt. Bevor die Band die Bühne kurz verließ, wurde „Edge of Seventeen“ gespielt, ein weiteres Meisterwerk von Bella Donna, das nun auch schon 43 Jahre alt ist. Als Zugaben wurden zwei großartige Fleetwood Mac-Songs präsentiert: „Rhiannon“ und „Landslide“. Letzteres widmete Nicks ihrer ebenfalls verstorbenen besten Freundin Christine McVie, die 2022 verstarb. Auf der großen Leinwand lief ein bewegendes Video, das viele gemeinsame Eindrücke von Nicks und McVie zeigte, sowie Bilder der gesamten Bandbesetzung von Fleetwood Mac. Stevie Nicks war sichtlich gerührt und wischte sich ein paar Tränen aus dem Gesicht. Die Band kam geschlossen nach vorne, stellte sich um Nicks und verbeugte sich gemeinsam. Als Outro wählten sie einen Song von Christine McVie: „Got A Hold On Me“.
Ein wunderbarer Abend mit einem unvergesslichen Konzert neigte sich dem Ende zu. Die Band verließ die Bühne, und das Licht im Ziggo Dome ging an. Überwältigt und glücklich machten wir uns auf den Rückweg zum Auto, uns sicher, dass wir nicht die einzigen waren, die sich so fühlten. Ein gelungenes Konzert einer Ausnahmekünstlerin, das wir jederzeit wieder besuchen würden, falls Stevie Nicks noch einmal nach Europa kommen sollte.
Setlist: Stevie Nicks Amsterdam Ziggo Dome 19.07.2024 – Stevie Nicks Live 2024
Outside the Rain
Dreams
If Anyone Falls
Stop Draggin‘ My Heart Around
For What It’s Worth
Gypsy
Wild Heart
Bella Donna
Stand Back
Free Fallin‘ (Tom Petty cover)
Gold Dust Woman
Leather and Lace
Edge of Seventeen
Encore:
Rhiannon
Landslide