Festivalbericht: Ein unvergesslicher Tag voller Rockmusik

Ankunft und Wetter
Wir haben soeben das Auto abgestellt und gehen den Weg zum Festivalgelände rüber. Heute sieht das Wetter gleich viel besser aus. Sonniges Wetter und kaum eine Wolke am Himmel. Auch das gehört zu einem Festival dazu. Man muss sich auf jede Art von Wetter einstellen. Wobei wir es dieses Jahr leichter haben, da wir, nachdem Freitag erstmal nach Hause gefahren sind und uns dann drauf einstellen konnten.
Extreme (15:00 Uhr – 15:50 Uhr)
Es ist mittlerweile 12 Uhr und wir erreichen die South Stage. Das Festivalgelände ist voll mit Metalheads, und die Stimmung ist großartig. Jeder freut sich auf seine Lieblingsband! Für uns beginnt das Programm mit Extreme. Die Band wurde 1985 in Boston gegründet und besteht hauptsächlich aus dem Gitarristen Nuno Bettencourt und dem Sänger Gary Cherone, die auch die meisten Kompositionen der Gruppe verfasst haben. Ihr wohl größter Hit, „More Than Words“, eroberte 1990 die Charts. Von 15 Uhr bis 15:50 Uhr hatten Extreme die Gelegenheit, ihr Können unter Beweis zu stellen. Mal rockiger, mal ruhiger mit Songs wie „Hole Hearted“ und „Play Me“ – das Publikum war von der ersten Sekunde an dabei und genoss den Auftritt sichtbar. Auch wir kamen auf unsere Kosten, aber der Höhepunkt war eindeutig „More Than Words“. Dieser Song hat in all den Jahren nichts eingebüßt und lädt immer noch zum Mitsingen ein. Einfach ein wunderschöner Song! Mit „Get The Funk Out“ und „Rise“ (2023) verabschiedeten sich Extreme von der Bühne.
Black Stone Cherry (16:00 Uhr – 16:50 Uhr)
Als Nächstes betraten Black Stone Cherry die Bühne. Die US-amerikanische Rockband aus Edmonton, Kentucky, wurde 2001 gegründet und entlehnte ihren Namen einer in den Vereinigten Staaten populären Billig-Zigarettenmarke. Pünktlich um 16 Uhr starteten die Musiker auf der North Stage. Wir kannten die Band vom Namen her und hatten sie bereits im Vorprogramm von Alice Cooper gesehen. Damals hatten sie ordentlich Gas gegeben, und das sollte sich heute wieder bewahrheiten! Der Opener „Me And Mary Jane“ war direkt einer der großen Songs der Gruppe, und wir konnten sogar den Text mitsingen. Mit „Again“ und „Out Of Pocket“ blieb die Stimmung auf einem hohen Niveau. Viele jüngere Fans (zwischen 15 und 30) hatten es bis ganz nach vorne vor die Bühne geschafft und sorgten für ein paar Moshpits. Doch auch ältere Besucher ließen sich anstecken und feierten die Musik. Ein Song jagte den nächsten, mit kurzen Ansagen und vollem Tempo. Der letzte Song, „Lonely Train“, brachte die Show zu einem kraftvollen Ende. Gitarren-Picks und Drumsticks flogen ins Publikum, bevor die Show vorbei war.
Rival Sons (17:00 Uhr – 18:00 Uhr)
Die nächste Band, Rival Sons, wurde 2008 in Long Beach, Kalifornien, gegründet und tourte 2013 als Opener für die Rockgiganten KISS. So erging es uns auch: Wir freuten uns riesig auf die Truppe um den charismatischen Sänger Jay Buchanan. Mit „Mirrors“ und „Nobody Wants To Die“ eröffneten sie ihre Show. Jay erschien in einem weinroten Anzug und hypnotisierte das Publikum mit seiner energiegeladenen Stimme. Ob das bei 30 Grad nicht zu heiß war? Doch sein Outfit machte auf jeden Fall Eindruck. Die Band brachte klassischen Retro-Sound zurück und erinnerte an die Yardbirds und den Blues-Rock der 70er Jahre. Weitere Stücke wie „Open My Eyes“, „Pressure And Time“, „Torture“ und „Do Your Worst“ folgten. Die Festivalbesucher vor der North Stage waren begeistert, und nach weiteren Songs kamen die Highlights „Electric Man“ und „Keep On Swinging“. Mit „Secret“ endete die Stunde viel zu schnell, und der Auftritt hinterließ einen bleibenden Eindruck.
Body Count Feat. Ice-T (18:10 Uhr – 19:05 Uhr)
Die Body Count-Show, gegründet 1990 vom Rapper Ice-T, wurde durch die innovative Verbindung von Hip-Hop mit Heavy Metal und Hardcore Punk bekannt. Wir kannten die Band zwar vom Namen her, waren aber neugierig, was uns erwarten würde. Auch das Publikum vor der Bühne hatte sich verändert: Einige Fans harrten nach wie vor in der ersten Reihe aus, um die Scorpions (Headliner) zu sehen, aber es war deutlich, dass sich die Band und die Fans veränderten. Los ging es mit „Body Count’s In The House“. Danach wählten sie passend für ein Metalfestival ein Medley von Slayer mit „Raining Blood“ und „Postmortem“. Das Publikum war begeistert, und die ersten „Slayer“-Rufe schallten durch die Menge. Ice-T brachte seinen Sohn Tracy Marrow Jr. mit, der immer wieder im Mittelpunkt stand, aber die Show gehörte klar seinem Vater. Die Band gab alles und brachte zum Schluss „Drive By“, „Talk Shit, Get Shot“ und „Cop Killer“ zum Besten. Ice-T versprach den Fans, dass er 2025 wieder auf Tour gehen würde, und läutete mit „Born Dead“ den letzten Song des Abends ein. Am Ende warf die Band T-Shirts ins Publikum und verbeugte sich vor den Fans.
Corey Taylor (19:15 Uhr – 20:15 Uhr)
Den nächsten Künstler müssen wir ebenfalls nicht vorstellen: Corey Taylor! Er gründete 1997 die Band Slipknot und 2002 Stone Sour. Heute tritt er mit seiner Soloband auf dem Graspop auf. Nach dem ersten Song „Post Traumatic Blues“ folgte sogleich der erste Stone Sour-Song. Das Publikum sang laut mit, und die Stimmung war elektrisierend. Nach „Black Eyes Blue“ und „We Are The Rest“ kam der nächste Stone Sour-Song. Corey rannte von links nach rechts auf der Bühne und forderte das Publikum zum Mitsingen auf, während er seine Ehefrau vorstellte, die seitlich der Bühne stand. Er gelobte ihr ewige Treue und Liebe, und die Stimmung erreichte einen neuen Höhepunkt, als er „Before I Forget“ anstimmte. Die erste Welle von Crowdsurfern flog über unsere Köpfe hinweg, und die Moshpits vor der Bühne entstanden wie von selbst. Mit „Snuff“ erlebten wir das nächste Highlight, das Publikum war in Ekstase. Die Band heizte gnadenlos weiter an, und nach weiteren Stone Sour- und Slipknot-Songs wie „Through Glass“ und „Duality“ war die Energie im Publikum greifbar.
Deep Purple (20:25 Uhr – 21:40 Uhr)
Die nächsten Götter der Rockszene ließen nicht lange auf sich warten: Deep Purple betraten die North Stage. Mit Ian Paice am Schlagzeug, dem einzigen Bandmitglied, das seit der Gründung 1968 ununterbrochen dabei ist, und Ian Gillan, der eine Ikone des Gesangs ist, konnten wir uns auf ein legendäres Konzert freuen. Roger Glover, der 1969 zur Band kam, und Don Airey, der seit 2002 dabei ist, sowie Simon McBride, der seit 2022 die Gitarre spielt, vervollständigten die Besetzung. Die Band eröffnete mit „Highway Star“, gefolgt von „A Bit On The Side“ und „Hard Lovin‘ Man“. Nachdem „Into The Fire“ gespielt wurde, folgte ein ausgedehntes Gitarrensolo, das alle Generationen in Staunen versetzte. Die Zuschauer erlebten einen Moment der Ehrfurcht, als Simon McBride sein Können zeigte. Mit „Lazy“ spielte die Band einen Klassiker, gefolgt von einem Stück vom neuen Album, das bereits magische Wirkung auf das Publikum hatte. Ian Gillan, der bald 79 Jahre alt wird, war ein echtes Geschenk für alle Anwesenden. Das Keyboard-Solo von Don Airey verlieh den anderen Musikern eine Verschnaufpause, während sie John Lord ehrten. Die letzten beiden Lieder vor der Zugabe, „Space Truckin’“ und der Megahit „Smoke On The Water“, durften natürlich nicht fehlen. Spätestens jetzt kannte jeder die Texte und sang laut mit. Als die Musiker kurz von der Bühne verschwanden und dann für die Zugabe zurückkamen, spielten sie mit „Black Night“ den letzten Deep Purple-Song für heute.
Headliner South Stage: Scorpions (21:45 Uhr – 23:25 Uhr)
Endlich ist es so weit! Nach dem grandiosen Auftritt von Deep Purple betreten die Scorpions die Bühne, und das Publikum tobt vor Aufregung. Diese Band gehört zum Olymp des Rock und ist seit 1965 aktiv. Rudolf Schenker, der unermüdliche Gründer der Band, ist von Anfang an dabei. Klaus Meine, die legendäre Stimme der Scorpions, begeistert seit 1969 die Massen. Matthias Jabs, der virtuose Gitarrist, gehört seit 1978 dazu, während Pawel Mąciwoda am Bass und Mikkey Dee am Schlagzeug die Formation komplettieren.
Mit dem kraftvollen Intro „Coming Home“ heben sie die Stimmung auf ein neues Level. Die Menge singt lauthals mit, als die ersten Töne von „Gas In The Tank“ erklingen, gefolgt von „Make It Real“. Die Scorpions verstehen es, das Publikum in ihren Bann zu ziehen und bringen die ersten Reihen zum Beben. Hit auf Hit folgt, und jeder Song ist ein weiterer Klassiker aus ihrem beeindruckenden Repertoire.
„The Zoo“ lässt die Rockerherzen höherschlagen, und als die ersten Takte von „Loving You Sunday Morning“ ertönen, wird die Stimmung noch euphorischer. Klaus Meine, der mit seiner charismatischen Ausstrahlung und unverwechselbaren Stimme das Publikum mitreißt, sorgt dafür, dass jeder im Publikum Teil der Show wird. Er interagiert mit den Fans und schafft eine Atmosphäre, die ansteckend ist.
Die Band spielt weiter, und „Wind of Change“ wird von einem beeindruckenden Feuerwerk begleitet, das den Himmel über dem Festivalgelände erleuchtet. Der Song hat für viele eine ganz besondere Bedeutung, und die Massen singen jede Zeile mit voller Inbrunst. Es ist ein Gänsehautmoment, der die Emotionen hochkochen lässt und die Herzen der Fans ergreift.
Aber das ist noch nicht alles! Mit „Send Me An Angel“ und „Rock You Like A Hurricane“ setzen die Scorpions noch einen drauf. Jeder Riff, jede Melodie und jeder Gesangsschrei ist perfekt aufeinander abgestimmt, und die Energie, die die Band ausstrahlt, ist kaum zu fassen. Man merkt, dass diese Musiker ihr Handwerk verstehen und mit Leidenschaft bei der Sache sind.
Der Abschluss des Konzerts kommt mit „Blackout“, gefolgt von der mitreißenden Zugabe „Still Loving You“, bei der die Fans noch einmal alles geben. Die letzten Takte des Abends hallen durch das Festivalgelände, und das Publikum bedankt sich mit donnerndem Applaus und jubelnden Rufen. Die Scorpions haben einmal mehr bewiesen, dass sie nicht nur Rocklegenden sind, sondern auch Meister darin, ihre Fans zu begeistern und unvergessliche Momente zu schaffen.
Setlist Scorpions:
Coming Home
Gas in the Tank
Make It Real
The Zoo
Coast to Coast
I’m Leaving You
Crossfire
Bad Boys Running Wild
Delicate Dance (with Ingo Powitzer) (Without Rudolf)
Send Me an Angel
Wind of Change (Different begin lyrics)
Tease Me Please Me
The Same Thrill
New Vision (Drum solo Mikkey Dee)
Blackout
Big City Nights
Encore:
Still Loving You
Rock You Like a Hurricane